Grate you teeth and smile. – Lächle, während Du mit den Zähnen knirscht.
Christine Lagarde, 2013
Zitate könnten Ihren Reden viel Autorität und Glaubwürdigkeit verleihen. Dazu, wie Sie das beste Zitat für Ihre Rede auswählen, gibt es kaum Hinweise. Das will ich ändern. Denn nur das richtige Zitat verzaubert. Aus Christine Lagardes Reden lassen sich drei Hauptregeln ableiten.
Als Chefin des IWF mußte Christine Lagarde stets diplomatisch vorgehen. Sie wählte deshalb ihre Zitate immer besonders sorgfältig aus. Sie zeigt damit dem Publikum, dass sie es versteht. Und mit der Auswahl der Autoren kann sie außerdem unterschwellig Botschaften plazieren, ohne das Protokoll zu verletzen.
1. Das beste Zitat ist ein frisches Zitat
Versuchen Sie Zitate zu finden, die nicht wie ihre eigene Persiflage klingen. Abgegriffene Zitate, die jeder schon zu oft gehört hat, hinterlassen einen schalen Nachgeschmack. Die besten Zitate sind Neuentdeckungen bei alten Freunden. So ein Zitat ist ein Geschenk für die Zuhörer.
Niemand möchte Zitate hören, die eindeutig von einem der vielen Online-Zitate-Friedhöfe kommen. (Und oft genug auch falsch attributiert sind.)
2. Bekannte Persönlichkeiten und Autoritäten zitieren
Im Mai 2015 hält Christine Lagarde die Rede auf der Abschlussfeier des Illinois Institute of Technology in Chicago. Sie zitiert Thomas Jefferson: “I am a great believer in luck, and I find the harder I work, the more I have of it.” (Ich glaube an das Glück. Und ich weiß, je härter ich arbeite, desto mehr Glück habe ich.)
Jefferson kennt in Amerika jedes Kind. Man weiß, dass er nicht nur der Autor der Unabhängigkeitserklärung ist. Er war der dritte Präsident der USA, Architekt, Erfinder, Diplomat. Das macht ihn zu einem sehr glaubwürdigen Zeugen.
Der ideale Autor ist eine Autorität auf dem Gebiet, zu dem Sie ihn zitieren.
Zitieren Sie Menschen, die von Ihren Zuhörern bewundert werden
In Mexiko Stadt zitiert Christine Lagarde Frieda Kahlo, die populäre mexikanische Starmalerin. Frieda Kahlo ist für Ihren Nationalstolz bekannt. Sie ist bis heute die erfolgreichste Malerin ganz Lateinamerikas. Indem sie Frieda Kahlo im Original zitiert, macht Frau Lagarde den mexikanischen Zuhörern ein Kompliment. Ein Zitat von Käthe Kollwitz wäre sicher nicht das beste Zitat gewesen.
Redner*innen machen viel richtig, wenn Sie Menschen zitieren, mit denen sich die Zuhörer verbunden fühlen. Auf die die Zuhörer stolz sind. Es macht aktuell in Mexiko sicher kaum Sinn, Trump als Vorbild zu zitieren.
Die Einstellung der Zitierten muss passen
In Tbilisi, Georgien, zitiert Frau Lagarde den georgischen Dichter und Staatsmann Ilia Tschawtschawadse. „A man creates his own destiny, but destiny does not create a man.“ (Der Mensch bestimmt sein eigenes Schickal, aber das Schicksal bestimmt den Menschen nicht.) Fürst Tschawtschawadse war einer der Führer der georgischen Nationalbewegung. Er wurde im Alter von 70 Jahren entweder von georgischen Kommunisten oder der zaristischen Geheimpolizei ermordet.
In Riga, Lettland, spricht Lagarde über die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der baltischen Staaten. Sie zitiert dazu den lettischen (National-) Dichter Rainis: “The one who will endure is the one who is willing to change.” (Es wird der überleben, der bereit ist sich zu verändern.)
Rainis war immer auf die Unabhängigkeit Lettlands bedacht. Sein Leben war von stetem Wandel geprägt. Rainis wechselte mehrfach seinen Beruf. Er musste wegen seiner Gesinnung erst in die Verbannung und später ins Exil in die Schweiz gehen. Rainis ist so bedeutend in Lettland, dass heute das nationale Dichterfest an seinem Geburtstag stattfindet. Seine Liebe zur Heimat und deren Kultur war die eine Konstante in seinem Leben.
In Georgien und Lettland wäre es ungeschickt gewesen, einen Russen oder einen Russlandfreund zu zitieren. Das beste Zitat kam jeweils von einem Nationalhelden. Die Auswahl der Zitategeber könnte darüber hinaus ein Hinweis auf Lagardes Sympathien in der aktuellen politischen Lage sein.
Setzen Sie auf Ähnlichkeiten zwischen Publikum und Zitierten
Bei der Banque de France zitierte Frau Lagarde Moliere: „The trees that are slow to grow bear the best fruit.“ In Frankreich eine sehr typische Wahl. Und um sooo vieles wirkungsvoller, als dort Shakespeare zu bemühen. Auch die Geschichte, die sie in derselben Rede John F. Kennedy erzählen lässt, handelt von einem französischen Marschall.
Die Zitierten sollten einen regionalen oder inhaltlichen Bezug zum Publikum haben.
Kann man unbekannte Autoren zitieren?
Selbstverständlich können Sie grundsätzlich jedermann zitieren. Doch dann müssen Sie erklären, wer die Autor*in des Zitats ist. Warum er oder sie eine Autorität ist. Das kostet viel Zeit. Es unterbricht den Fluss der Rede. Wenn das Publikum bereits eine starke Beziehung zur zitierten Person hat, wirken die Zitate um so stärker. Darum kommen die besten Zitate von Autoritäten, die dem Publikum vertraut sind.
Achten Sie darauf, überraschende Zitate nur mit einer Einordnung zu verwenden, um den vollen Nutzen aus dem Zitat zu ziehen.
3. Zitieren Sie nur, was zu Ihnen passt
Christine Lagarde ist eher der klassische Typ. Zitate aus Texten von Heavy Metal Bands würden in Ihren Reden nur wirken, wenn sie erklärt, woher sie das Zitat kennt. Das beste Zitat ist das Zitat, dass zu dem, was man von Ihnen weiß oder wissen soll, passt.
Wie platziert man Zitate für größtmögliche Wirkung?
Christine Lagarde verwendet Zitate in einem konsistenten Muster. Fast immer findet man zwei Zitate in Ihren Reden. Kurz vor dem Ende ihrer Reden benutzt sie quasi immer ein Zitat. Das andere Zitat nutzt sie typischerweise relativ früh in der Rede.
Ein Zitat leitet bei Christine Lagarde niemals den betreffenden Punkt ein, sondern steht am Ende der Überlegungen Lagardes. Damit wird das Zitat zum Gütesiegel Ihrer Worte.
Wenn Christine Lagarde kein Zitat sondern ein Sprichwort benutzt, macht Sie es genau umgekehrt. Dies ist sehr vernünftig. Denn im Gegensatz zu Zitaten geht von Sprichwörtern keine zusätzliche Autorität auf Ihre Rede über. Damit wäre es ein Antiklimax, sie am Ende Ihrer Ausführungen zu platzieren.
Zitate lockern Ihre Rede auf
Zitate sind eine besondere Form der wörtlichen Rede. Wie diese lockern sie Reden auf. Denn Zitate weichen in Ton und Form vom Rest der Rede ab. Sie könnten deshalb öfter Zitate verwenden.
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