Robert Kennedys Rede zu Martin Luther Kings Tod

Robert Kennedy speaks in t to supporters in the dark

Was macht Robert Kennedys Rede vom 4. April 1968 zur Ermordung von Dr. Martin Luther King zu einer der großen Reden, die in amerikanischen Schulen, in Universitäten und bei Ausbildungen zum Redeschreiben noch heute studiert werden? Was können wir daraus lernen?

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Zum einen zeigt diese Rede, dass Authentizität und eine klare Struktur zu einer extrem beeindruckenden Rede führen. Auch, wenn es keine oder fast keine Zeit für die Redevorbereitung gibt:

Robert Kennedy hat, nachdem er vom Tod Martin Luther Kings erfährt, nur wenig Zeit, sich vorzubereiten: etwa 25 Minuten auf der Fahrt vom Flughafen zum Veranstaltungsort*****.

Beim Einstieg in das Flugzeug, das Kennedy nach Indianapolis bringt, ist lediglich bekannt, dass auf den Bürgerrechtler geschossen wurde. Erst beim Verlassen seines Flugzeugs erfährt Kennedy vom Tod Dr. Kings.

Dann steht er schon auf der Ladefläche eines Tiefladers und spricht. Er sagt nur wenige Worte – genau 638 – und spricht weniger als 6 Minuten (5:55).

Zum Anderen beweist diese Rede, dass Reden viel bewegen können. Leben verändern können. Einen Unterschied machen.

Gliederung

Robert Kennedys Rede folgt einer klaren Choreografie: Sie bildet die fünf Ebenen der Kommunikationshierarchie ab.

Diese fünf Ebenen sind:

  • Information – Was ist passiert?
  • Begründung – Was bedeutet das? Warum ist das wichtig?
  • Werte – Was sind unsere gemeinsamen Werte? Welche Werte teilen Publikum und Redner:in?
  • Einstellungsveränderung – Was ist jetzt wichtig? Welche Einstellung ergibt sich aus der Information und den (bisherigen) Werten?
  • Handlungsaufforderung – Was muss jetzt getan werden?

Leichter selbst zu nutzen ist die Struktur, wenn man sich ihr mit diesen Fragen nähert.

  1. Aufmerksamkeit für das Thema wecken. Einstieg mit einer „Arschbombe“
  2. Das zu lösende Problem herausarbeiten und beschreiben. (Am Einzelbeispiel zeigen)
  3. Das Problem verstärken, es ausmalen, eine mögliche Lösung aufzeigen.
  4. Die Zukunft (mit oder ohne Einsatz der Lösung) zeigen.
  5. Handlungsaufforderung

Kennedy leitet das Publikum ansatzlos, reibungsfrei von einem Punkt zum nächsten. Er startet mit der Information über den Tod Dr. Kings, erklärt, warum er ermordet wurde und spricht dann über die Werte, die King vertreten hat (love and justice between fellow human beings). Er beruhigt das Publikum so nicht nur, sondern führt es sogar zur Befriedung und der Einigung weiter für Kings Ziele zu kämpfen.

Der Wandel in der Stimmung ist – als ein Zwischenapplaus aufbrandet – bereits in der Mitte der Rede spürbar. An diesem Punkt wechselt Kennedy von Verständnis und Trauerbekundung und dem Reden über den Verlust zur Einstellungsveränderung. So – und das spürt das Publikum hier sehr früh und deutlich – zeigt er ihm einen Weg, wie es mit seiner Trauer umgehen kann.

Der spätere Teil der Rede ist rhetorisch viel ausgefeilter. Das liegt daran, dass er über seine eigene politische Einstellung spricht. Er erfindet hier nicht alles von Grund auf neu. Stattdessen nutzt er sicher vieles, was er wahrscheinlich schon oft – nur nicht zu so einem Anlass – gesagt hat.

Was genau sind die einzelnen Gliederungspunkte? Am Ende dieses Beitrags finden Sie eine Übersichtsgrafik. In den Redetexten (Deutsch / Englisch) habe ich die unterschiedlichen Teile der Gliederung ebenfalls (farbig) kenntlich gemacht.

Redezweck: Informieren

Im ersten, sehr kurzen Teil der Rede – zwei Sätze – werden die Zuhörer tatsächlich nur über die Tatsache in Kenntnis gesetzt, dass Martin Luther King erschossen wurde.

Viele der Zuhörer:innen wissen noch nichts von Martin Luther Kings Tod, sie wissen nicht, dass es deswegen in vielen anderen Städten Unruhen gibt, als Robert Kennedy zu ihnen spricht.

Kennedy ist der Überbringer der schlechten Botschaft.

Er sagt aber nicht einfach „Martin Luther King ist tot“, sondern „Ich habe eine schlechte Nachricht“ und erst dann gibt er seine Informationen preis.

Fast wie in einer offiziellen behördlichen Kommunikation wird die Botschaft „King was shot“ durch „and was killed“ konkretisiert. Dadurch entsteht ein kleiner Abstand zwischen Kennedy und seiner Botschaft. Es sagt, was er muss. Klar verständlich, aber nicht mehr.

Redezweck: Verständnis wecken

Im nächsten Satz würdigt Kennedy genauso knapp, präzise und scheinbar emotionslos wofür King stand: „…dedicated his life to love and to justice between fellow human beings, he died in the cause of that effort.“

Allein, das Wort „Liebe“ mag verraten, wie Kennedy fühlt.

Die Alliteration zwischen „life“ und „love“ lässt diese so große Aussage selbstverständlich wirken.

Redezweck: Werte bestärken

Jetzt taucht er tief ein in das, wofür Dr. King eintrat. Seine Anhänger fühlen sich erkannt und bestärkt. Dafür bekommt er auch hier wieder Applaus.

Redezweck: Einstellungen/Ansichten verändern

Interessant ist, wie Kennedy zum Punkt Einstellungen verändern wechselt: Er spricht zum ersten, manche sagen einzigen Mal über die Ermordung seines Bruders, John F. Kennedy, der fünf Jahre zuvor in Dallas erschossen wurde.

Vielleicht sagt Ihnen das nichts. Dann sollten Sie wissen, dass damals der amerikanische Präsident, der Hoffnungsträger mindestens einer ganzen Generation amerikanischer Bürger und aller amerikanischen Katholiken, getötet wurde.

Die Ermordung John F. Kennedys hatte in den 60-er Jahren mindestens dieselbe Bedeutung wie die Zerstörung des World Trade Centers eine Generation später.

Indem er auf die Ermordung seines Bruders verweist, wird Robert Kennedy nahbar, verletzlich: „Einer von uns“. Er wird aber auch sehr glaubwürdig. Ist ganz Mensch. Ganz „da“.

Kennedy zitiert im Anschluss den Griechen Aischylos. Unfassbare Trauer wird mit all Ihrer Tiefe und Unausweichlichkeit beschrieben. Es wird klar, diese Verletzung wird nicht schnell heilen. Diese Verletzung muss, durchlitten werden. Diese Verletzung wird alle Betroffenen verändern, nur mit der Gnade Gottes werden sie es überstehen. Aufruhr ist keine Lösung. Vergebung ist der einzige Weg.

Ob das allerdings in dieser Schnelligkeit auch vom Publikum verstanden wird, bin ich unsicher.

Diese Selbstoffenbarung ist aber sicher der Punkt, an dem der Gedanke an Aufstand – so es einen gegeben hat – gebrochen wird. Wer hier beeindruckt zuhört, der kann später kaum noch handeln.

Warum entwickelt das Gedicht Aischylos’ solch eine Tiefe? Kennedy hat hier wirklich etwas zitiert, das er sich zu eigen gemacht hatte. Er konnte es nicht noch einmal schnell googeln. Er liest kein Kalenderblatt vor.

Redezweck: Handlungen auslösen

In diesem Gliederungspunkt geht es darum, das Publikum auf ein neues Ziel einzuschwören. Kennedy startet dabei mit der konventionellsten Wendung, die eine solche Rede nehmen kann: Er bittet um Gebete für den Toten und seine Familie.

Das ist nur ein kleiner Schritt, ein selbstverständlich erscheinender Schritt für die, die um Dr. King trauern.

Er verweist als Nächstes auf die Chancen und auf den guten Willen, den es im Land gibt – trotz aller Schwierigkeiten.

Dann folgt eine weitere nur kleine Wende, nachdem er auf die Griechen (ein Rückbezug auf Aischylos) verweist, ist die letzte Aufforderung für Amerika zu beten.

Ein perfekter Abschluss einer zutiefst poetischen und pathetischen Rede.

Erfolg der Rede

In 110 anderen Städten der USA finden an diesem Abend schwere Ausschreitungen statt. Dabei werden 39 Menschen, die meisten von ihnen Afroamerikaner, getötet, mehr als 2500 verletzt. In Washington, D.C., bleiben die Zerstörungen in der Innenstadt noch jahrzehntelang sichtbar. *

Warum glaube ich, dass Kennedy entscheidend dazu beigetragen hat, dass es an diesem Abend in Indianapolis friedlich blieb?

Indianapolis war keine friedliche Stadt. Ganz im Gegenteil. Der Bürgermeister bittet das Organisationskomitee bereits bei den Vorbereitungen des Termins, als es noch um einen einfachen Wahlkampftermin ging, Kennedys Rede abzusagen, ihn nicht aufzutreten zu lassen.

Weil der Stadtteil Indianapolis’ – das afroamerikanische Ghetto – in dem Kennedy spricht, so gefährlich ist, lehnen – ebenfalls bereits bei der Vorbereitung – Bürgermeister und Polizeipräsident eine Eskorte für Kennedy ab.

Kennedy wird am Abend der Rede tatsächlich nur bis zur Einfahrt in das Ghetto von einer Polizeieskorte begleitet. Kennedys Wagen fährt allein zum Ort der Rede.

Aber wenn man die Rede anhört, dann hört man, die Menge reagiert. Sie ist ganz bei Robert Kennedy. Indianapolis bleibt friedlich an diesem Abend. Woran sonst als an Kennedys Rede hätte es liegen können?

Robert Kennedy erhält als einziger Weißer auf dem Begräbnis Dr. Kings Applaus. Das nennen manche als Beleg für den Erfolg seiner Rede.

Seine Redenschreiber sagen später, sie hätten danach all ihre Entwürfe – die Kennedy übrigens niemals gesehen hat – weggeschmissen.*

Kennedys Rede zielt darauf ab, die Menschen zu beruhigen, ihnen aufzuzeigen, dass Gewalt keine Lösung sei, dass Martin Luther Kings Gedächtnis am besten mit der Befolgung von dessen Grundsätzen gewahrt würde.

Aus einer potenziell gefährlichen Situation wird am Ende ein Gebet.

Wie gelingt es ihm, die potenziell explosive Stimmung zu wandeln?:

  • Er benutzt den Tod seines Bruders als Eintrittskarte, um sich einzumischen.
  • Er zitiert das Gedicht eines griechischen Dichters, um auf eine Lösung hinzuweisen.
  • Er arbeitet wirklich zielgerichtet, Schritt für Schritt auf diesem Schluss hin. Der durch die Abfolge der einzelnen Gliederungspunkte entstehende Sog reißt das Publikum schlussendlich wie ein langsam mahlender Mühlstein mit sich.

Stil des Vortrags

Dem Thema und der Komplexität seiner extrem langen Sätze mit vielfachen Einschüben angemessen, spricht Robert Kennedy sehr langsam, unterbrochen von vielen langen Pausen. Nur seine hervorragende Betonung sorgt dafür, dass diese komplexen Konstruktionen überhaupt verständlich sind.

Er spricht tatsächlich nur 107 Worte pro Minute.

Die Rede wird zum Schluss hin sehr poetisch und weich. Genauso wie Kennedys Stimme. Auch das unterstützt sein Ziel der Befriedung und der Würdigung Dr. Kings.

Welche Stilmittel benutzt Kennedy?

In dieser Rede zeigt sich (wieder), dass bestimmte Stil- und Wirkungsmittel gerade spontan recht leicht einsetzbar sind. Da wären hauptsächlich Pausen, Pathos, Trikolon, Anapher, Reihung, Wiederholung, Steigerung und Kontrast zu nennen.

Pausen

Kennedys Königsdisziplin ist die Pause. Vor dem Gedicht scheint sie endlos zu sein. Legt ein Brennglas auf die dann folgenden Worte.

Pathos

In seiner Rede in Indianapolis spricht Robert Kennedy zum ersten und wohl auch einzigen Mal über die Ermordung seines Bruders John F. Kennedy. Noch bedeutungsvoller wird das, wenn man weiß: Er trägt dabei den Mantel seines Bruders.

Zitat/Gedicht

Kennedy zitiert – ohne die Hilfe von Google! – Worte des griechischen Dichters Aischylos (nach Agamemnon*). Er hat den Text wahrscheinlich im Rahmen seiner Ausbildung, meiner Ansicht nach, (erneut) nach dem Tod seines Bruders gelesen. So steht er ihm nun zur Verfügung, um von den ersten aufgewühlten Absätzen überzuleiten zum – ich bin versucht zu sagen – programmatischen und viel stärker rhetorisch ausgefeilten Teil seiner Rede.

Dass er das Gedicht nach einhelliger Meinung nicht korrekt zitiert, tut der Wirksamkeit keinen Abbruch. Es passt so vielleicht viel besser zur Situation. Kennedy zitiert das, was er sich aus dem Gedicht zu eigen gemacht hat.

Die Kraft und das tiefe Pathos der Worte setzen eine Zäsur, die das Publikum endgültig zur Ruhe kommen lässt und Kennedy die Aufmerksamkeit des Publikums für das Kommende sichert.

Verletzlichkeit

Die Kombination aus der Erwähnung des Todes seines Bruders und dem nachfolgenden Gedicht machten Kennedy verletzlich. Spätestens jetzt wird er zu einem gleichberechtigten Mitglied der Trauergemeinde, zu der das Publikum geworden ist.

Dieses sehr moderne Element ist kaum in den Reden offizieller Repräsentan:innen zu finden. Es sorgt aber für besonders große Glaubwürdigkeit und genau die benötigt Kennedy in diesem Moment..

Wie wirkungsvoll es ist, Verletzlichkeit und Gefühle zu zeigen, konnten wir bei der legendären Rede Barack Obamas zur Beerdigungsfeier der Charlstoner Predigerin, Clementa Pickney, sehen. Damals sang er „Amazing Grace“. (In diesem Fall – im Gegensatz zu Kennedy – nach ausführlichen Diskussionen und Vorbereitungen und auch erst, als er vor Ort die Stimmung als passend empfand.)

Trikolon

Egal, ob Kennedy die Menge begrüßt, analysiert, fordert, reiht, Anaphern benutzt, immer ist es eine Dreierfolge. Das Trikolon macht jedes der Stilmittel noch wirkungsvoller.

Anapher

Einer der stärksten Absätze der Rede ist sicherlich der Elfte. Hier werden die ersten drei Anaphern der Rede „What we need in the United States is not…“/“Was wir in den Vereinigten Staaten brauchen, ist nicht“ aneinander gereiht.

Was wir in den Vereinigten Staaten brauchen, ist nicht Teilung; was wir in den Vereinigten Staaten brauchen, ist nicht Hass. Was wir in den Vereinigten Staaten brauchen, ist nicht Gewalt und Gesetzlosigkeit, sondern Liebe und Weisheit und Mitgefühl miteinander, ein Gefühl von Gerechtigkeit für die, die in unserem Land noch immer leiden, egal, ob sie weiß sind, oder schwarz.“

„What we need in the United States is not division; what we need in the United States is not hatred; what we need in the United States is not violence and lawlessness; but is love and wisdom, and compassion toward one another, a feeling of justice toward those who still suffer within our country, whether they be white or whether they be black.“

Indem er die, den Anaphern folgenden Objekte, steigert, erzeugt Kennedy ein Gefühl von Dringlichkeit, von Unaufschiebbarkeit, von Not.

Dieselbe Technik verwendet er auch zum Abschluss des vierzehnten Absatzs: „It is not the end of violence; it is not the end of lawlessness; and it is not the end of disorder.“ Auch hier sorgt die Anapher für eine starke Betonung. Im Gegensatz zum obigen Beispiel finden wir aber keine Steigerung, sondern eine Abschwächung der einzelnen Elemente.

Allerdings werden die Objekte hier in absteigender Ordnung gereiht. Ihre Bedeutung wird immer geringer. Da es sich um eine Verneinung handelt, ist genau das, das gewünschte Ergebnis: nicht einmal.

Reihung

Die gesamte Rede hindurch, arbeitet Kennedy konstant mit dem Mittel der Reihung. Dies finden wir selbstverständlich auch wieder im letzten Teil des elften Absatzes: „but is love and wisdom, and compassion toward one another, a feeling of justice“

Wiederholung

Immer und immer wieder wiederholt Kennedy Teile seiner Aussagen mit anderen Worten, steigert sie, bildet Trikolons – das befördert die Eindringlichkeit. Er verbessert sich nicht, aber er schärft den Ausdruck und betont, vergrößert die Aufmerksamkeit.

So zum Beispiel als er sagt: „In this difficult day, in this difficult time“ – An diesem schwierigen Tag, in dieser schwierigen Zeit.

Steigerung

Kennedy benutzt gern Trikolons und wenn er es tut, haben diese eine klare Reihenfolge. Meist eine Steigerung. So schon ganz zu Beginn, als es die Zuhörer begrüßt und sagt: „I have some very sad news for all of you, and I think sad news for all of our fellow citizens, and people who love peace all over the world,“

Erst „all of you“ – für Euch alle, dann „all of your fellow citizens“- alle unsere Mitbürger und schließlich „People who love peace all over the world“ – die friedliebenden Menschen überall auf der Welt.

Diese Steigerung bereitet die Bühne für das, was folgt, macht klar: Hier kommt etwas Wichtiges. So macht er es gern und oft.

Kontrast

Im selben Absatz nutzt Kennedy auch das Mittel des Kontrasts. Geht es erst nur um das, was die USA nicht benötigen, gibt es dann eine Reihung von den Dingen, die das Land benötigt.

Konsonanz

Im schon genannten elften Absatz benutzt er eine Konsonanz. Es geht um die Wortpaare „violence and lawlessness“ und „love and wisdom“.

Die „L’s“ in violence, „lawlessness“ und „love“ macht die Rede an diesem Teil melodisch. Als würden sich die Worte über das „and“ hinweg die Hände reichen, obwohl es sich um einen Kontrast handelt. Das macht diese Stelle beim Hören so interessant.

Kombination rhetorischer Stilmittel

So wie wir es auch aus vielen der Reden der Obamas kennen, führt insbesondere die Verdichtung und Überlagerung rhetorischer Stilmittel zu einer Musikalität, die das Gesagte eindringlich und bedeutsam macht.

Die Rede anhören

Keins der Videos auf YouTube zeigt die Rede als Ganzes, es gibt Auslassungen, einmal wird sogar die Reihenfolge der Absätze vertauscht.

Die einzige ungeschnittene Videoversion der Rede, die mit dem Audiomitschnitt der Library übereinstimmt, habe ich auf Vimeo gefunden. Leider musste ich mich zum Ansehen anmelden:

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Video-Link: https://vimeo.com/182857064?signup=true

Der veröffentlichte Redetext ist geglättet.

Ich stütze mich daher bei den von mir transkribierten Redetexten auf die Tonaufzeichnung der Presidential Library & Museum.

Redetext auf Deutsch

(Vor Beginn der Rede: „Wissen sie über Martin Luther King Bescheid?“)

Sehr geehrte Damen und Herren, ich werde heute nur für eine Minute oder so zu ihnen sprechen, denn ich habe sehr traurige Nachrichten für sie alle

Könnten Sie diese Schilder herunternehmen, bitte?

Ich habe sehr traurige Nachrichten für Sie alle, und ich denke für alle unsere Mitbürger und für die friedliebenden Menschen überall auf der Welt und das ist, dass heute Abend auf Martin Luther King geschossen wurde und er getötet wurde.

——— Schreie

Martin Luther King widmete sein Leben der Liebe und der Gerechtigkeit zwischen den Menschen, er starb wegen dieser Bemühungen.

An diesem schwierigen Tag, in dieser schwierigen Zeit für die Vereinigten Staaten, ist es vielleicht gut zu fragen, was für eine Art von Nation wir sind und in welche Richtung wir uns entwickeln wollen.

Für die unter Ihnen, die schwarz sind – wenn man die Beweise berücksichtigt – dann sind es weiße Personen, die verantwortlich waren – Sie können voller Bitterkeit, Hass und dem Wunsch nach Rache sein. Wir können uns als Nation in diese Richtung entwickeln, in tiefere Polarisierung – Schwarze Menschen unter Schwarzen, Weiße unter Weißen, erfüllt von Hass aufeinander.

Oder wir können uns, so wie es Martin Luther King getan hat, bemühen zu verstehen und zu begreifen, und diese Gewalt, diese Befleckung durch das Blutvergießen, die sich über unser Land ausgebreitet hat, zu ersetzen mit dem Bemühen zu verstehen, mitzufühlen und zu lieben.

Zu denen unter Euch, die schwarz sind und die besessen sind von Hass und Misstrauen auf die Ungerechtigkeit dieser Tat, gegen alle weißen Menschen, ich kann da nur sagen, dass ich in meinem Herzen dasselbe Gefühl fühle. Ein Mitglied meiner Familie wurde getötet, doch er wurde von einem weißen Mann getötet.

Aber wir müssen uns anstrengen in den Vereinigten Staaten, uns anstrengen zu verstehen, um über diese wirklich sehr schwierigen Zeiten hinweg oder darüber hinauszukommen.

Mein Lieblingsdichter war Aischylos. Er hat einmal geschrieben: „Selbst in unserem Schlaf, fällt Schmerz, der nicht vergessen kann, Tropfen für Tropfen auf das Herz, bis – in unserer großen Verzweiflung, gegen unseren Willen, durch die furchtbare Gnade Gottes Weisheit entsteht.“

Was wir in den Vereinigten Staaten brauchen, ist nicht Teilung; was wir in den Vereinigten Staaten brauchen, ist nicht Hass. Was wir in den Vereinigten Staaten brauchen, ist nicht Gewalt und Gesetzlosigkeit, sondern Liebe und Weisheit und Mitgefühl für einander, ein Gefühl von Gerechtigkeit für die, die in unserem Land noch immer leiden, egal, ob sie weiß sind, oder schwarz.

—– Applaus —–

Ich werde Euch also heute Abend bitten, nach Hause zu gehen, ein Gebet für die Familie von Martin Luther King zu sprechen. Yeah, es ist wahr,

aber noch wichtiger, ein Gebet für unser eigenes Land zu sprechen, das wir alle lieben. Ein Gebet um Verständnis und das Mitgefühl, von dem ich sprach.

Uns kann es hier gut gehen in diesem Land. Wir werden schwierige Zeiten haben; wir hatten in der Vergangenheit schon schwierige Zeiten, wir werden auch in der Zukunft schwierige Zeiten haben. Es ist nicht das Ende der Gewalt. Es ist nicht das Ende der Gesetzlosigkeit; und es ist nicht das Ende des Chaos.

Aber die weitaus überwiegende Mehrheit der weißen Menschen und die weitaus überwiegende Mehrheit der schwarzen Menschen in diesem Land wollen zusammenleben, wollen die Qualität unseres Lebens verbessern und wollen Gerechtigkeit für alle menschlichen Wesen, die in unserem Land verweilen.

——— Applaus

Lasst uns, uns dem weihen, was die Griechen vor so vielen Jahren schrieben: Die Wildheit des Menschen zu zähmen und das Leben in seiner Welt sanftmütig werden zu lassen.

Lasst uns, uns dem weihen und sagt ein Gebet für unser Land und unser Volk.

Vielen Dank.“

Der originale Redetext auf Englisch

(Before: „Do they know about Martin Luther King?“)

Ladies and Gentlemen, I am only going to talk to you for a minute or so this evening, because I have some very sad news for all of you

Could you lower those signs please?

I have some very sad news for all of you, and I think sad news for all of our fellow citizens, and people who love peace all over the world, and that is that Martin Luther King was shot and was killed tonight in Memphis, Tennessee.

little screems

Martin Luther King dedicated his life to love and to justice between fellow human beings, he died in the cause of that effort.

In this difficult day, in this difficult time for the United States, it‘s perhaps well to ask what kind of a nation we are and what direction we want to move in.

For those of you who are black – considering the evidence evidently is – that there were white people who were responsible – you can be filled with bitterness, and with hatred, and a desire for revenge. We can move in that direction as a country, in greater polarization – black people amongst blacks, and white amongst whites, filled with hatred toward one another.

Or we can MAKE AN EFFORT, as Martin Luther King did, TO UNDERSTAND and to comprehend, and replace that violence, that stain of bloodshed that has spread across our land, with AN EFFORT TO UNDERSTAND, and compassion and love.

For those of you who are black and are tempted to be filled with hatred and distrust at the injustice of such an act, against all white people, I would only say that I can also feel in my own heart the same kind of feeling, I had a member of my family killed, but he was killed by a white man.

But we have to MAKE AN EFFORT in the United States, we have to MAKE AN EFFORT TO UNDERSTAND, to get beyond or go beyond these rather difficult times.

My favorite poem, my favorite poet was Aeschylus. He once wrote:
„Even in our sleep,
pain which cannot forget
falls drop by drop upon the heart
until, in our own great despair,
against our will,
comes wisdom through the awful grace of God.“

What we need in the United States is not division; what we need in the United States is not hatred; what we need in the United States is not violence and lawlessness; but is love and wisdom, and compassion toward one another, and a feeling of justice toward those who still suffer within our country, whether they be white or whether they be black.

————— Applause

So I shall ask you tonight to return home, to say a prayer for the family of Martin Luther King Yeah it‘s true

but more importantly to say a prayer for our own country which all of us love, a prayer for understanding, and that compassion of which I spoke.

We can do well in this country. We will have difficult times; we’ve had difficult times in the past; but we will then again we will have difficult times in the future. It is not the end of violence; it is not the end of lawlessness; and it is not the end of disorder.

But the vast majority of white people and the vast majority of black people in this country want to live together, want to improve the quality of our life, and want justice for all human beings that abide in our land.

————— Applause

Let us dedicate ourselves to what the Greeks wrote so many years ago: to tame the savageness of man and make gentle the life of his world.

Let us dedicate ourselves to that, and say a prayer for our country and for our people.

Thank you very much.“

Quellen

* https://indianahistory.org/blog/the-speech-robert-f-kennedy-indianapolis-and-the-death-of-martin-luther-king-jr/ Hier erfährt man viel über die Atmosphäre bei der Rede und wie sie auf die Zuhörer:innen wirkte.

****** https://www.in.gov/history/state-historical-markers/find-a-marker/robert-f-kennedy-on-death-of-martin-l-king/ –


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