Rednerpulte meide ich sie, wo immer ich kann. Meinen Klienten empfehle ich, ebenfalls darauf zu verzichten. Sie wirken ohne Rednerpult besser und dafür gibt es mindestens sechs Gründe.
Die Ahnen unserer Rednerpulte sind die Kanzeln. Von dort wurde früher Gottes Wort verkündigt. Hinter einem Pult und sozusagen ex cathedra zu sprechen, gab Rednern früher eine besondere Autorität. Das gilt heute nicht mehr. Im Gegenteil.
Hände weg vom Rednerpult
Redepulte sind häufig zu groß. Redner*innen verschwinden dann dahinter. Sich nicht ganz zu zeigen, kann Ihrer Glaubwürdigkeit schaden. Aber selbst wenn das Rednerpult nicht zu groß ist, sollte Sie ohne auskommen. Es gibt mindestens sechs gute Günde, kein Rednerpult zu verwenden.
1. Die Erwartung Ihrer Zuhörer wird gedämpft
Hinter einem Rednerpult wirken Sie schnell wie von gestern, steif und reaktionär. Deshalb erwarten Ihre Zuhörer auch einen langweiligen, altbackenen Vortrag. Man geht nicht davon aus, dass Sie richtig gut sein werden. Machen Sie es sich leicht. Zeigen Sie vom ersten Augenblick an, wie gut Sie sind. Und das Pult lassen Sie links liegen.
2. Ihre Ausstrahlung wird schwächer
Das Rednerpult trennt Sie vom Publikum. Es dämpft Ihre Ausstrahlung. Denn es steht wie eine Mauer zwischen Ihnen und Ihren Zuhörern. Sie wirken darum schnell schwach oder distanziert und unnahbar.
3. Sie werden zur Nebensache
Am Redepult stehen Sie im Abseits. Denn Rednerpulte stehen gern am Rand der Bühne. Redner*innen gehören aber auf die Mitte der Bühne. Denn Sie sind die Hauptattraktion.
4. Weniger ausdrucksstarke Gestik
Am Rednerpult zu gestikulieren, ist schwierig. Denn die Hände müssen viel höher genommen werden als ohne das Pult.
5. Schlechte Haltung
Ihre Ausstrahlung hängt zum großen Teil von Ihrer Haltung ab. Leider leidet diese typischerweise unter der Nutzung des Pults. Denn das Pult verführt dazu, sich gehen zu lassen. Viele Redner*innen klammern sich ans Pult oder legen sich mit Ihrem Gewicht darauf. Nur wenige schaffen es, ihre Hände vom Pult zu lösen.
Gern werden dichtgeschriebene Blätter mit dem Redetext darauf abgelegt. Dann löst sich nicht einmal mehr der Blick vom Pult. Manche glauben auch, dass man sich hinter dem Pult ungestraft „gehen lassen“ dürften. Sie stehen nicht stabil und wackeln herum. Doch eine nachlässige Haltung schwächt Ihre Ausstrahlung. Gut mit Pult zu sprechen, ist schwerer als ohne.
6. Redepulte machen unfrei
Rednerpulte schränken Sie ein. Sie kommen nicht vom Rednerpult weg. Festeingebaute Mikrophone erlauben es Ihnen oft nicht einmal, den Kopf besonders weit zu drehen. Sie sind mit Pult nicht flexibel. Ihre Lebendigkeit leidet darunter.
Was einem bekannten Politiker am Rednerpult passierte
Ich begleite den für seine exzellente Rhetorik bekannten Politiker Herrn P. zu einem Auftritt. Wir fahren danach durch die dunkle Herbstnacht gemeinsam zurück nach Berlin. Er stellt die Frage aller Fragen: „Wie war ich?“
Ich antwortete sehr diplomatisch und klar. Herr P. trug an diesem Abend Hemd und Wollblazer zu ungepflegten Jeans und ausgetretenen Schuhen. Genauso verhielt es sich auch mit seiner Körpersprache. Oberhalb des Pults durchaus ok. Sein Stand aber war sehr wackelig und „unterhaltsam“. Seine Füße sprachen die ganze Rede über ihren eigenen Begleitkommentar.
Herr P. war nur halb so eindrucksvoll, wie er hätte sein können. Er hatte uns den ganzen Abend über mit seiner Fußarbeit abgelenkt. Wie hatte es dazu kommen können?
Das Rednerpult, das an diesem Abend benutzt wurde, stand auf einem Tisch. Das Pult verdeckte Bauch und Unterbauch des Vortragenden. Seine Beine und Füße aber waren gut zu sehen.
Dem Redner war diese Besonderheit seines Pults gar nicht aufgefallen. Er hatte sich dahinter sicher gefühlt und seinen Stand nicht kontrolliert…
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